Besuch im Arzneigarten z`Magden

Hausmittel wurden früher von Generation zur nächsten Generation weitergegeben. Deshalb sprechen wir von «Grossis Hausmitteli». Dies liegt sicherlich daran, dass früher nicht bei jedem «Wehwehchen» ein Arzt konsultiert wurde, auch nicht konnte, weil es nicht so viele Arztpraxen und Krankenhäuser gab wie heute. Die traditionellen Hausmittel kennen wir meistens nur aus Büchern oder von «Grossis Erzählungen». Um uns mehr Kenntnisse über die Heilkräuter anzueignen, organisierten wir kurzfristig einen Besuch beim «Arzneigarten» bei Frau Christine Bühler-Vuilly in Magden. Acht Personen nahmen die Einladung an und so fuhren wir gemeinsam nach Magden. Frau Bühler begrüsste uns.

Sie war sofort in ihrem Element und so erklärte sie uns den Aufbau des Arzneigartens. Die Pflanzen sind nach ihrer Heilkraft in verschiedene Beete gepflanzt worden. So gibt es eine Abteilung für Prellungen/Wunden, Atmungswege, Verdauung, allg. Kräuter, etc.

Während der Führung erzählte sie uns Einiges, alles kann ich nicht erwähnen. Ein paar Anekdoten/Beschriebe sind aber doch erwähnenswert.

  • Der Holunder wurde früher bei jedem Bauerhaus gepflanzt. Der gute Geist lebt darin. Er war die Apotheke des armen Mannes. Die Blüten für Tee gegen Fieber, die Beeren (Antioxidantien, alle dunklen essbaren Beeren sind dafür geeignet) für die Krebsvorbeugung. Mit den Blättern wurden Wunden behandelt und sogar die Rinde wurde als Abführmittel verwendet.
  • Die Wegwarte ist der Ursprung des heutigen Chicorées, seine Bitterstoffe regen die Verdauung an und seine blauen Blüten sind essbar und sehr dekorativ.
  •  Der Gundermann/Gundelrebe, hiess auch «guckt durch den Zaun». «Gund» ist ein altes Wort für Eiter, so wurde die Gundelrebe bei bakteriell besiedelten Wunden angewendet.
  • Spierstaude, wie die Salweide, haben den Wirkstoff «Spiri» (Salicin) und dieser ist in heutiger Form im «Aspirin» enthalten.
  •  Salbei ist die Pflanze des Jahres in der Schweiz. Die echte Salbei-Pflanze (Salvia officinalis) ersetzt nämlich eine halbe Hausapotheke. Früher hiess es, «Wie kann ein Mensch sterben, in dessen Garten der Salbei wächst»!
  • Die Brennnessel ist die Heilpflanze des 2022. Sie ist heilend, schmackhaft wertvoll für die Biodiversität, vielfältig verwendbar als Hausmittelchen für Garten und Gesundheit und trotzdem unbeliebt.
  • Färberwaid/Färberginster ist der Grund für den Ausspruch «Machsch blau am Mäntig». Wieso? Um die blaue Farbe zu bekommen, musste früher die Bestandteile der Pflanze mit Urin vergoren werden. Aus Erfahrung wussten die Färber, eine schöne blaue Farbe bekommt man, wenn man stark betrunken war. Da die Brühe montags angesetzt wurde, sah man am Wochenbeginn häufig betrunkene Färbergesellen, die in den Bottichen rührten und fleissig Bier tranken und dafür sorgten, dass der Pegel der Brühe nicht fiel, sodass das Ergebnis schön leuchtend blaue Stoffe ergab.
  • Im Arzneikräutergarten gab es noch viel mehr Pflanzen die Frau Bühler erklärt hat, aber alles konnte ich mir nicht merken!

Nach der interessanten, lehrreichen Führung war der Kopf voll und der Magen leer. Frau Bühler hat uns einen feinen Apéro mit Wildpflanzen vorbereitet.

Bevor wir uns auf das Buffet «stürzten» wurden uns die Speisen erklärt. Frittierte Brenneselblätter, Käseroulade, Gurke mit Wildkräuterpesto, Kräuterbrötchen, Holunderblütenmousse, Blätterteigsonne mit Wildkräuterfüllung und noch einiges mehr. Es war «super guet» und schön anzusehen.

Als Abschluss des gelungenen Anlasses, stellten wir noch ein Kräutersalz mit verschiedenen Blüten her.

Ringelblume als «Farbgeber»

Herzlichen Dank, Frau Bühler-Vuilly für den schönen, lehrreichen Abend und den Teilnehmer:innen für ihre Teilnahme.

Bilder von Eleonora Holenstein und Robi Moritz siehe Arzneikräutergarten